Gedankenkarussel - Loslassen der innere Abschied
Wer mich kennt, weiß, dass ich der Inbegriff des Umsorgens bin. So wurde ich die Mutter aller Mütter, die Partnerin aller Partnerinnen, die Freundin aller Freundinnen, die Beraterin aller Beraterinnen usw. Viele meiner Rollen befüllte ich mit dem „Sorgen für andere!“ Eine meiner Wegbegleiterin stellte mir erst vor kurzem die Frage: „Und was wollen Sie einmal werden? Die beste Beraterin/Freundin/Mutter auf der Welt? Ich wünsche Ihnen dazu viel Spaß!“ Lächelnd nahm ich diese Sätze an, Sätze denen ich im ersten Affekt sofort „JA, natürlich!“ entgegenposaunen mochte. Mit Fanfaren und Trommeln untermauert…. „JA, denn ich bin die perfekte Sorgerin!“ HOPPLA…….
Langsam nehmen diese Worte in meinem Körper ihren Lauf. Sie graben sich von hinten in mein Unterbewusstsein, vorbei am Reptiliengehirn, bis sie sich in der rechten Gehirnhälfte manifestieren. Meine mandelförmigen Kerne im limbischen System weigern sich die Aufgabe in meinem emotionalen Apparat zu übernehmen - Die Amygdala dient Tier und Mensch also als Alarmanlage (sagt Dr. Google), meine scheint abgeschalten zu sein. Anscheinend habe ich es geschafft, mein jahrelanges Sorgeverhalten zu rechtfertigen und die Alarme als Fehlalarme korrigierend zu überschreiben. Also bin ich doch perfekt – Juchhhhhhhhuuuuuu ich kann mein Hirn austricksen…
Aber wie ist das mit dem vegetativen Nervenkostüm? Wieso fühlt sich manches an manchen Tagen nicht richtig an? Wieso fühle ich mich manchmal so ausgelaugt und leer? Wieso hüpft das Herz manchmal nicht im Takt und habe ich das Nichteinschlaflassmonster statt dem Traummännlein gebucht? Anscheinend ist das wie mit den Naturkatastrophen, sie kommen unerwartet, hinterlassen einen Kollateralschaden und lösen sich dann in Luft auf.
Das Perfekte in mir scheint nicht allmächtig….
Vielleicht ist es wirklich an der Zeit sich zu verabschieden, los- zu- lassen, die Menschen an meiner Seite in die eigene Verantwortung zu schicken. Und das Urvertauen und den Mut zur Gelassenheit in meinem Leben zu begrüßen. Doch was bedeutet das für mich, für meine Werte und meine Haltung, für mein Leben und vor allem für meine Wegbegleiter? ... und da ist es schon wieder… die SORGE….“Sich Ohne Rechtfertigung Gedanken Erfinden“…. Ja, das ist meine „Sorgendefinition“ ich erfinde ohne irgendwelche Rechtfertigungen oder Beweisgrundlagen Gedanken über andere Menschen… Genau "erfinden" - die Gedanken finden mich. Sie kommen ohne sich vorher vorzustellen, sie fragen nicht danach, ob sie gedacht werden wollen, ob sie einziehen dürfen in mein Gedankenkarusell. Sie finden den Weg, Gedanken wie: „Wie schaffen die das ohne mich?“ „Werden die ohne meine Hilfe zurechtkommen?“ „Können die das überhaupt?“…
Nüchtern betrachtet, muss die Menschheit ja so gesehen ohne mich aussterben! … HOPPLA, das geht selbst mir zu weit !
Ich glaube, die Zeit Abschied zu nehmen, ist gekommen. Es wird Zeit, meine Sorgen zu entlassen und aus diesem Gedankenkarusell auszusteigen. Die innere Sorgenbox mit etwas anderem aufzufüllen und das „Umsorgen“ auszutauschen. Was genau das sein soll, ist noch überlegensbedürftig, aber es ist vor allem überlegenswert… und das ganz ohne Sorgen…..Vielleicht geht es dem einen oder anderen genauso... machen wir uns gemeinsam auf den Weg und machen wir den ersten Schritt zusammen, denn auch ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt, dem Schritt in ein sorgenfreies Leben.